Mammografie-Screening-Einheit im Kreis
Mammografie-Screening-Einheit im Kreis
SPD-Frauen: Chance für die Einzelne beweist sich daneben als Spiegelbild der Gesellschaft
Seit wenigen Tagen können Frauen aus dem Kreis Böblingen dem für Patientinnen kostenlosen und freiwilligen Angebot des Mammografie-Screening-Programm wohnortnah und im Kreis selbst, nämlich in einer Sindelfinger Praxis, nachkommen. Ulrike Lucas, Vorsitzende der SPD-Frauen im Kreis Böblingen, informierte über diese aktuelle Entwicklung.
Interessierte Frauen waren der Einladung zum „Sommertreff“ der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen/AsF am Böblinger Oberen See nachgekommen, genau an dem Tag, als über neuste internationale Studien zu Tumor in den Medien berichtet wurde. "Im Tübinger Screening-Zentrum wurde ich auf die positive Entwicklung im Kreis Böblingen als Teil der Screening-Region 6 Necker/Alb aufmerksam. Weitergeben möchte ich Infos, so auch diese Karte - mit der nicht auf eine Einladung zu einer Mammografie gewartet werden braucht. Berechtigte können selbst aktiv Kontakt aufnehmen, mit eigenem, günstigen Terminvorschlag sowie auch erwünschter Screening-Einheit.“
Bundesweit gibt es mehr als 46.000 Neuerkrankungen an Brustkrebs, der häufigsten Tumorerkrankung in Deutschland und zu kapp 4 Prozent Todesursache weiblicher Verstorbener pro Jahr. Annehmen des flächendeckenden Screening-Angebots bewahrt die Einzelne allerdings nicht vor Brustkrebs, erhöht jedoch die Entdeckungsrate mittels qualifizierter Praxis-Teams, modernsten Geräten und Doppeldiagnose. Und damit die Chance auf frühzeitige Behandlung. Über zwei Jahre verteilt werden auf Datenbasis der Einwohnermeldeämter Frauen im Kreis zwischen 50 und 69 Jahren zu dieser Früherkennungs-Untersuchung der Brust in qualifizierte Mammografie-Einheiten eingeladen.
Irritiert aber war die politische Frauenrunde, dass in der Sindelfinger Praxis - und weiteren baden-württembergischen Screening-Zentren - weibliche Röntgenärzte bei den verantwortlichen Ärzten unterrepräsentiert sind. Dies gerade in Anbetracht des sehr persönlichen, nicht selten bei Patientinnen auch angstbesetzten Themas. „Schade, doch ist die Situation wohl zugleich einmal mehr Spiegelbild unserer Gesellschaft“, erklärte Ulrike Lucas. " Kontakt in den Screening-Einheiten haben Frauen immerhin überwiegend mit weiblichen Angestellten, allen voran den zahlreichen Röntgenassistentinnen. Das hilft sicher über Manches hinweg."
Ilse Artzt, Vorsitzende des Landesfrauenrates Baden-Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft der Frauenverbänden und politische Interessenvertretung der Frauen in Baden-Württemberg, teilt die Einschätzung der AsF.Sie betont, der Landesfrauenrat habe sich jahrelang intensiv engagiert zugunsten der Reihen-Brustkrebsvorsorge. Die Unterrepräsentanz weiblicher Röntgenärzte in Screening-Zentren bedauere er aus gesellschaftspolitischen Gründen; der Landesfrauenrat werte dies auch als Zeichen, in seinen Bemühungen nicht nach zu lassen, um Frauen in verantwortliche Positionen zu bringen. Nicht nur in den Bereichen Wirtschaft und Politik.
Frau Artzt suchte nach Erklärungen: Erforderlich sind Kapital für die teuren Röntgen-Geräte mit hohem technischen Standart, und damit hohen Investitionskosten, sowie finanzieller und zeitlicher Einsatz für die qualifizierenden Fortbildungen von ÄrztInnen und RöntgenassistentInnen – „Wer verfügt über entsprechend viel Kapital? Wer kann sich dies leisten?“ (I. Artzt). Darüber hinaus existiert ein hohes Risiko für die Praxis als solchermaßen spezialisiertes, zertifiziertes Zentrum: Schließlich steht teilnahmeberechtigten Frauen einerseits frei, das Screening-Angebot überhaupt an zu nehmen. Und daneben können sie die Einrichtung auswählen. – „Wer traut sich solch Risiko zu, für sich und seine Praxis?" (I. Artzt).